Gibt es Urwald in Deutschland?
Vielleicht haben Sie schon einmal in einem anderen Artikel oder im Fernseher etwas von deutschen Urwäldern gehört. Das Wort Urwald ist für unsere heimischen Wälder jedoch falsch gewählt.
Unsere Wälder werden schon seit langer Zeit von Menschenhand gestaltet und können daher nicht als Urwälder bezeichnet werden. Selbst alte Baumriesen, die ihre verzweigten Kronen weit in den Himmel strecken, entstanden in den letzten Jahrhunderten unter dem Einfluss des Menschen und sind deshalb ein Teil des Waldes von heute.
Schon während des Mittelalters wurden weite Teile des europäischen Waldes stark genutzt, jedoch ohne das Verständnis für eine nachhaltige Bewirtschaftung. Durch die steigende Nachfrage nach dem Rohstoff Holz zur Wärmenutzung und im Bergbau verschwanden viele Wälder sogar nach und nach ganz.
Als die Folgen dieser regelrechten Ausbeutung sichtbar wurden, entstand die Idee der nachhaltigen Forstwirtschaft. In Zukunft nur noch so viel Holz zu nutzen wie auch nachwachsen kann, war hier der Leitgedanke. Anders als heute ging es zunächst nicht um den Naturerhalt, sondern um die Sicherstellung von Ressourcen für Zeiten von Engpässen und Krieg.
Im Zuge der Industrialisierung und während beziehungsweise nach den beiden Weltkriegen wurden die deutschen Wälder wiederholt stark in Mitleidenschaft gezogen. Viele Flächen wurden nach diesen Ereignissen im großen Rahmen aufgeforstet, also mit jungen Bäumen bepflanzt. Neue Wälder entstanden.
Hierzulande waren die Menschen schon seit dem Mittelalter und früher abhängig vom Wald und dem Rohstoff Holz. Jedes Waldstück in Deutschland wurde schon einmal berührt, genutzt, bewirtschaftet und verändert. Großflächig fanden immer wieder andere Baumarten ihren Platz auf abgeernteten Flächen, so dass heute vielerorts nicht die Bäume wachsen, die von Natur aus dort stehen würden.